Dies ist ein Protokoll des Workshops „Selbsthilfe“, den wir von Lichtstrahlen Oldenburg e.V. auf der Tagung „Rituelle Gewalt – Das Unheimliche Unter Uns“ in Münster am 24.6.2010 gehalten haben.
Thema Glaubhaftigkeits-Gutachten:
Was ganz klar in der Arbeitsgruppe herausgearbeitet wurde, ist, dass die Ängste bei Betroffenen überwiegend bei dem Glaubwürdigkeitsgutachten vorhanden ist. Denn Betroffene erzählten, dass sie bis zu neun Stunden von drei Gutachtern befragt wurden zu unterschiedlichen Fragen und manchmal auch sehr intimen Fragen. Und das an einem Tag.
So was sollte es einfach nicht mehr geben. Eine Begutachtung sollte über mehrere Tage sein, wo eine Betroffene sich einfach erholen kann.
Es sollte möglich sein, dass man von Frauen begutachtet wird und nicht von Männern.
Bei einer Begutachtung sollte es erlaubt werden, eine Begleitperson mitzunehmen, die zumindest im Notfall eingreifen kann. Dies wird bisher grundsätzlich untersagt.
Wenn eine Begutachtung nur an einem Tag möglich ist, sollte unbedingt darauf geachtet werden, mehrere Pausen zu machen.
Thema Zusammenarbeit mit TherapeutInnen
Schließlich kamen wir noch auf das Verhältnis zwischen TherapeutenInnen und KlientenInnen, und da wünschen sich die Betroffenen mehr Offenheit von den TherapeutenInnen. Dass sie zum Beispiel früher sagen sollen, wenn sie an ihre Grenze gekommen sind, erschöpft sind und eine Pause brauchen. Denn die meisten Betroffenen sagten, sie würden es merken, dass ihre Therapeuten nicht mehr können, aber sie würden so tun, als ob alles in Ordnung wäre und das würde sie sehr betroffen machen, weil es nicht ehrlich wäre.
Eine Therapeutin sagte auch, dass sie z.B. die Briefe von ihrer Klientin außerhalb der Sitzung lesen würde, aber immer nur in der Sitzung dann bespricht, weil sie sich sonst übernimmt, und das wäre ehrlich und auch richtig so.
Die Betroffenen wünschen sich einfach mehr Ehrlichkeit von den TherapeutenInnen, wenn es ihnen nicht gut geht.
Leider war dann auch schon die Zeit vorbei, es wäre sicherlich noch einiges dazu gekommen, schade. Wir hätten uns gewünscht, dass noch mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte.
Wir hoffen sehr, dass es eine Weiterführung dieser Fachtagung geben wird.
Hier noch unsere eigene Meinung:
Wir Betroffene sind nicht krank oder brauchen einen Vormund. Das ist nicht nötig, wir brauchen eine Bestätigung für unser Leben, eine Aufgabe, damit wir wieder leben können.
Wir können mittlerweile Leben und zwar sehr gut. Das haben wir unserer Therapeutin und auch uns selbst zu verdanken, weil wir diese Kraft hatten, gegen alle TäterInnen anzukämpfen und gegen alle Behörden, die uns nicht geglaubt hatten.
Aber es gibt noch unendlich viele Betroffene, die unsere Hilfe brauchen, die nicht soviel Glück hatten wie wir und da müssen wir alle mithelfen und sie unterstützen. Denn sie brauchen Unterstützung, dass ihnen geglaubt wird, was sie überlebt haben und keine Vormünder, die ihnen sagen was sie zu tun und zu lassen haben.
Warum outen sich sowenig Betroffene? Weil sie Angst haben, dass man ihnen nicht glaubt. Sie haben Angst um ihren Arbeitsplatz, das ihnen gekündigt wird, weil die meisten Menschen immer noch glauben, das Betroffene, die DIS haben, schwer krank sind. Weil immer noch von vielen geglaubt wird, dass Betroffene unheimlich viel Aufmerksamkeit brauchen, Hilfe brauchen usw. Das finden wir nicht. Was sie brauchen, ist Anerkennung für das, was sie tun, auch wenn es erstmal nicht soviel ist, was sie machen. Aber jeder kleine Schritt, den sie tun, ist für Betroffene, die DIS haben, in unseren Augen ein großer Schritt. Nur so lernen sie, für sich Verantwortung zu übernehmen.
Wir finden es falsch, wenn Betroffene so behütet gehalten werden und ihre Eigenverantwortung nicht gefördert wird, denn dadurch bleiben sie immer in einer Art „Opferrolle“ stecken. Sie kommen da nicht raus, denn sie lernen nicht, für sich und ihr System eine Verantwortung zu übernehmen. Und das finden wir, ist ein Ziel, was jedes System haben sollte und gefördert werden sollte.
26.06.2010
Nickis