Filmtipp von Jenny Carstens
Anmoderationsvorschlag:
Ritueller Missbrauch ist ein Phänomen, das bis vor ein paar Jahren nicht zu existieren schien. Über satanistische Kulte und brutale rituelle Praktiken sprachen allenfalls Religionswissenschaftler, Sektenexperten und Therapeuten. Die Öffentlichkeit blieb davon weitgehend unberührt. Das änderte sich im Dezember 2001. Als eine der ersten wagte sich „Nicki”, eine 40jährige Frau aus Gütersloh, vor die Kamera. Was die schwer traumatisierte Frau berichtete, klang unglaublich: Von Folter, Missbrauch und Menschenopfern war die Rede. Nach der Ausstrahlung des Films brachen auch andere Opfer ihr Schweigen. Ihr „Höllenleben” und ihr Kampf um Anerkennung ist Thema einer weiteren Dokumentation, die heute Abend um 23 Uhr in der ARD gezeigt wird. In ihr kommt auch Katharina zu Wort, eine Frau, die sagt, dass sie „Nicki” von früher kennt.
Beitrag:
O-Ton Katharina: Nicki ist ungefähr sieben Jahre jünger als ich. Und alle Kinder, die im Kult sind, lernen, dass man anderen Kindern etwas tun muss. Und so gehörte Nicki zu den Kindern, denen ich was tun musste. Zum Beispiel schlagen bis kurz vor die Bewusstlosigkeit.
Anderthalb Jahre ist es her, dass Katharina Nicki in der ARD-Dokumentation „Höllenleben” erkannt hat. Lange hat sie mit sich gerungen, Beistand bei einem Pastor gesucht. Jetzt hat sie ihr Schweigen gebrochen und eine Aussage bei der Bielefelder Polizei gemacht. Wie Nicki berichtet auch Katharina davon, als Kind von einem satanistischen Kult missbraucht und gefoltert worden zu sein. Wie Nicki spricht auch sie von einer Kindstötung. In beiden Fällen soll der Tatort die Wewelsburg im Kreis Paderborn gewesen sein. Der Staatsanwaltschaft Paderborn liegen neben Katharinas und Nickis Aussage noch mindestens zwei weitere vor, in denen von Schwarzen Messen auf der Burg berichtet wird. Für Staatsanwalt Ralf Vetter eine schwierige Situation:
O-Ton Vetter: Es ist so, dass wir keine Beweise dafür gefunden haben, dass die Straftaten so wie sie geschildert wurden, tatsächlich stattgefunden haben. Allerdings haben wir auch keine eindeutigen Beweise, die 100%ig belegen. Diese Straftaten haben wenn nicht auf der Wewelsburg, dann woanders stattgefunden. Die Möglichkeit, dass dort etwas vorhanden ist, besteht nach wie vor.
Dass die Wewelsburg durchaus anziehend auf Satanisten wirkt, ist mittlerweile bewiesen: Bekennende Satanisten haben im Gästebuch verewigt. Die Wewelsburg ist aber nicht der einzige Ort in Ostwestfalen-Lippe, an dem brutale satanistische Rituale vollzogen worden sein sollen. Eine weitere Zeugin berichtet von einer Tötung an den Externsteinen im Kreis Lippe. Dem monumentalen Steinkomplex werden – wie der Wewelsburg – magische Kräfte nachgesagt. Auch diese Frau hat in ihrem Fall Anzeige erstattet. Sie erinnert sich auch.
O-Ton Annette: … wie ich dazu angehalten wurde, eine Katze zu töten als vierjähriges Mädchen. Nach und nach wurde ich dann immer tiefer in die Gruppe eingeführt. Zum Teil sah das so aus, dass ich zuschauen musste, wie andere Kinder missbraucht wurden. Eine weitere Aussage liegt jetzt der Polizei Bielefeld vor. Hier sind die Ermittlungen aber noch im Anfangsstadium. Für den Paderborner Staatsanwalt Ralf Vetter ist ein Ende der Ermittlungen in der Region zur Zeit nicht abzusehen. Wider Erwarten: O-Ton Vetter: Wenn Sie mich das vor einem Jahr gefragt hätten, dann hätte ich gesagt, in zwei Monaten sind wir damit abgeschlossen. Ich denke auch, dass wir möglicherweise durch die Ausstrahlung des Films da wieder neue Hinweise bekommen werden. So dass ich definitiv keinen Zeitpunkt nennen möchte, wo ich sagen kann, da werden wir wahrscheinlich fertig sein.
Abmoderationsvorschlag:
„Höllenleben – Der Kampf der Opfer” – eine (NDR) Dokumentation von Liz Wieskerstrauch heute Abend um 23 Uhr in der ARD.