Beeindruckende ARD-Dokumentation über rituellen Missbrauch in Deutschland Gefangen im Teufelskreis der Satanisten Folter, rituelle Kindstötungen, satanistische Morde – vor einem Jahr ist eine 40-Jährige damit an die Öffentlichkeit gegangen. Zeugen belegen jetzt ihre Aussagen.
GUDRUN SOKOL
HAMBURG Die Bilder, welche die traumatisierten Opfer malen, sind ausnahmslos schwarz, rot und weiß. Sie zeigen grausame Folter- und Tötungsszenen, bei denen nicht nur die Opfer Kinder sind. Oft sind sie selbst Täter. Wer als junger Mensch in satanistische Zirkel gezwungen wird, ist zum Leben in der Hölle verdammt – schuldig, psychisch krank und meist sprachlos.
Anders die 40-jährige Nicki aus Gütersloh: Sie hat geredet und Anzeige erstattet – gegen sich selbst, ihre Eltern und viele Unbekannte. Eine ARD-Dokumentation hatte die Frau bei der Spurensuche nach Tätern und Tatorten begleitet. Vor einem Jahr wurde diese erste beeindruckende Dokumentation gesendet. Sie wurde nicht nur mit mehreren Fernsehpreisen ausgezeichnet. Sie hat offenbar auch weiteren Opfern Mut gemacht, sich zu melden. In der zweiten Folge von „Höllenleben” kommen diese zu Wort. Zum Beispiel die beiden Schwestern Sandra und Antje. Sie sind wie Nicki in satanistischen Zirkeln aufgewachsen und haben sich später aus den Augen verloren.
Identische Aussagen
Jetzt haben beide – unabhängig voneinander – Anzeige erstattet. Und ihre Aussagen sind identisch. Sie berichten von rituellen Geburten, bei denen Babys vorzeitig zur Welt geholt und geopfert werden. Sie erinnern sich an Vergewaltigungen mit Tieren, Grabschändungen und Morde. Taten, die Jahrzehnte zurückliegen und für die es keinerlei Beweise mehr gibt. Auch für Polizei und Staatsanwaltschaft ist der Satanskult noch fremdes Terrain. Die Opfer fühlen sich meist im Stich gelassen. Anders bei Nicki. Die heute 41-Jährige – eine so genannte multiple Person, die wie viele Opfer als Folge der erlittenen Qualen in mehrere Identitäten gespalten ist – hat sich noch nie im Leben so sicher gefühlt. Nach langem Ringen ihrer fünf Innenpersonen ist sie vor einem Jahr an die Öffentlichkeit gegangen: „Die passt jetzt auf uns auf.” Darauf verlässt sich Nicki.