Ritueller Missbrauch in Deutschland. Die zweite Doku zum Thema zeigt weitere Opfer – und wie Behörden gegen perverse Sekten vorgehen.

Nach Erstausstrahlung der Doku „Höllenleben – Eine multiple Persönlichkeit auf Spurensuche“ über die traumatisierte Nicki meldeten sich Frauen mit ähnlichem Schicksal. Auch sie wurden als Kinder bei schwarzen Messen missbraucht und gefoltert, oft von den eigenen Eltern erzwungen. Bei vielen spaltete sich die Persönlichkeit, um die erlittenen Qualen zu ertragen. Dies aber trübt die Glaubwürdigkeit vor Gericht erschwert die Ermittlungsarbeit der Polizei. Mit deren aktuellem Stand endet dieser beklemmende Film.

Sandra und Antje sind beide in satanistischen Zirkeln aufgewachsen. Sie sind als Kinder missbraucht und gefoltert worden. Die Geschwister erzählen von schwarzen Messen in einer Kirche, Ritualen auf dem Friedhof, Folter und Kindestötungen. Seit mehr als zehn Jahren hatten sie keinen Kontakt zueinander. Jetzt haben beide unabhängig voneinander den Mut gefunden, Anzeige gegen unbekannt zu erstatten und – gegen ihre eigenen Eltern. Und ihre Aussagen sind identisch.
Den Entschluss dazu haben sie nach der Ausstrahlung des Films „Höllenleben“, gefasst, der im Dezember 2001 im Ersten ausgestrahlt wurde. Ein Film, der erzählte, wie Nicki, eine durch rituellen Missbrauch schwer traumatisierte Frau, sich auf die Spurensuche nach Tätern und Tatorten gemacht hat. Dieser Film zeigt, wie es weiterging mit Nicki, stellt einen erneuten Versuch dar, sich dem Thema „ritueller Missbrauch in Deutschland“ zu nähern.
Etliche Frauen, die sich gemeldet haben, bestätigen Nickis Geschichte. Z. B. Karin, die wie Nicki Opfertötungen miterlebte, oder Katharina, die Nicki im Film wieder erkannte und darüber hinaus noch Nickis Erinnerung an einen Täternamen bestätigt. Auch sie hat Anzeige erstattet. Fast alle Opfer werden früher oder später selbst zu Tätern gemacht. Sie werden gezwungen, sich selbst schuldig zu machen, damit sie niemals aussagen. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen hat Annette Selbstanzeige erstattet, sich bezichtigt, einen Menschen getötet zu haben. Sie ist, wie Karin, wie Sandra, nicht multipel, also nicht, wie viele andere Opfer, als Folge der erlittenen Qualen in mehrere Identitäten gespalten. Das erhöht zum einen die Glaubwürdigkeit aller und zum anderen die Chancen für tatsächliche Ermittlungen. Wie in diesen Fällen ermittelt wird und warum in anderen Fällen die Opfer zwar keine Anzeige erstatten, aber anonym aussagen wollen, davon erzählt diese weitere Filmdokumentation.
Autorin Liz Wieskerstrauch hat für ihren ersten Film zum Thema „Die Seele brennt – Annäherung an eine multiple Persönlichkeit“ (HR und WDR 2001) den Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes erhalten und wurde für ihren zweiten Film zum Thema „Höllenleben – Eine multiple Persönlichkeit auf Spurensuche“ für den Adolf Grimme-Preis nominiert.