Aus der Zeitung: Bild-Woche vom 17. Juli 2003 – Nr. 30
Steffen Meyer

Gequälte Kinder, ermordete Babys – Grausamkeiten „im Namen des Teufels“. Ein erschütternder Report über Satanskult in Deutschland und warum die Justiz oft machtlos ist.

Es war ein Blick in die Hölle… In einer ARD – Dokumentation über Satanskult in Deutschland berichteten Opfer von unvorstellbaren Grausamkeiten „im Namen des Teufels“. Am schlimmsten: Es soll sogar Fälle von Kannibalismus und Menschenopfer gegeben haben. Die Horror – Offenbarung im TV. Antje B. ( heute 39 ) wurde im Alter von 13 Jahren (!) von einer Satans – Sekte gezwungen, ihrem neugeborenen Baby den Brustkorb aufzuschneiden. Die Frau sagte in der ARD: „Dann holte ich das Herz heraus. Es wurde auf einen Teller gelegt und jeder hat ein Stück davon gegessen – ich auch.“ Es klingt unglaublich – ist das wirklich passiert? Bild Woche sprach mit Liz Wieskerstrauch ( 48 ) – sie hat die Satans – Doku für die ARD recherchiert. Die Reporterin: „Die Frauen in meinem Film sind als Menschen absolut glaubwürdig. Dort wo Aussagen überprüfbar waren, gab es keine Widersprüche.“ Beispiel: Sandra R. ( 35 ), Antjes Schwester, bestätigt den Baby – Mord in grausamen Einzelheiten – sie war damals bei der Horror-Zeremonie dabei.

Das Reich des Bösen: Satans-Kult in Deutschland. Pastor Ingolf Christiansen ( 52 ) , Sekten-Experte in der evangelischen – lutherischen Landeskirche Hannover: „Es gibt etwa 40 okkulte Organisationen mit 1500 Mitgliedern. Satanismus ist vielfältig. Da sind die harmlosen Gruppen, die nicht töten. Sie arbeiten z.B. nur mit Pendeln oder Karten.“ Wie beim Schul-Selbstmord in Coburg. Schüler Florian K. ( tot 16 ) soll eine Satans – Bibel zu Hause gehabt haben, feierte „schwarze Messen“ auf dem Friedhof. Ein Freund: „Er hat viel über Tod nachgedacht.“ Im Namen des Teufels.

Pastor Ingolf Christiansen : „Am schlimmsten sind die kriminellen Pseudo-Satanisten. Die töten und missbrauchen unter dem Deckmantel des Satans. Wir kennen Gruppen, die wirklich an den Teufel glauben und in seinem Namen Menschen umbringen.“

Wie können solche Grausamkeiten, wie in dem Bericht gezeigt, geschehen, ohne dass er jemand erfährt? Der Sekten – Experte:“Gerade die Montrosität der Verbrechen schützt die Täter, weil keiner den Opfern glaubt.“ Und Opfer Antje B. sagt:“Wer aussteigen will, wird umgebracht. Ich weiß von einem jungen Mann, der im Moor versenkt wurde.“ Nach dem schockierenden Bericht im Fernsehen – wie reagiert die Justiz? Nach der Reportage wurde eine Sonderkommission der Polizei in Paderborn gebildet. In der Nähe der westfälischen Stadt, auf der Wewelsburg, sollen Satans-Morde stattgefunden haben. Nicki H. ( 40 ) gestand in der ARD –Reportage:“Ich musste auf der Wewelsburg während einer Teufels-Messe ein Baby töten.“ Staatsanwalt Ralf Vetter ( 44 ) zu Bild Woche: „Wir beginnen mit der Spurensuche an den Tatorten. Allerdings ist die Suche nach den Tätern sehr schwer. Die Aussagen der Opfer sind oft ungenau.“ Glaubt er den Aussagen der Opfer? Der Staatsanwalt: „Ich halte die Behauptungen nicht für ausgeschlossen. Aber: Ob jemand die Wahrheit sagt oder etwas erzählt, was er für wahr hält, ist manchmal kaum zu unterscheiden.“ Die Opfer leiden ein Leben lang.
Liz Wieskerstrauch: „Viele Opfer sind für immer gezeichnet,begehen Selbstmordversuche oder landen in einer Nervenklinik.“