Die Brutalität des Erlebten ist monströs. So monströs, dass man am liebsten weghören möchte. Aber „Nicki” ist nicht mehr die einzige, die ihre Erlebnisse bei der Polizei angezeigt und öffentlich gemacht hat. Inzwischen berichten drei weitere Frauen von Schwarzen Messen, die vor fast 30 Jahren auf der Wewelsburg im Kreis Paderborn stattgefunden haben sollen. Die Burg galt und gilt bislang vor allem in rechtsradikalen und heidnischen Kreisen als Kultort. Jetzt scheint es, als sie auch für Satanisten von Bedeutung. Die Frauen berichten von nächtlichen Messen in der Gruft, Folter und Missbrauch im Säulensaal, Einweihungsriten im Hof.
Staatsanwaltschaft: Ermittlungen sind schwierig. Eine der Frauen erklärt, sie kenne „Nicki”. Sie habe mit ihr zusammen an Messen teilgenommen und sei ebenfalls bei einer Kindstötung in der Wewelsburg dabei gewesen. Eine Aussage, die den Paderborner Staatsanwalt Ralf Vetter veranlasst, weiter an der Akte „Nicki” zu arbeiten. Die Ermittlungen, sagt er, seien aber sehr schwierig. Es gebe keine eindeutigen Beweise. Auch Ermittlungen des Bundeskriminalamtes seien im Sande verlaufen. Vetter ist sich fast sicher, dass die Straftaten nicht in der Wewelsburg stattgefunden haben. Er schließt aber nicht aus, dass die Taten an einem anderen Ort passiert sein könnten.
Satanisten Gruppen spüren magische Atmosphäre nach. Dass die Wewelsburg durchaus anziehend auf Satanisten wirkt, ist mittlerweile bewiesen: wahrscheinlich 1991 verewigte sich der bekennende Satanist Michael Aquino im Gästebuch der Burg. Er spürte der angeblichen schwarzmagischen Atmosphäre nach. Im Herbst letzten Jahres ließ sich die Münchener Gruppierung Ave Satani unter falschem Namen durch die Burg führen. Auf den Internetseiten des großen satanistischen Ordens Temple of Seth findet sich die Burg gleich auf der Startseite.
Aber auch wenn die Burg für Satanisten als magischer Ort interessant ist – es fehlt der Beweis für Schwarze Messen mit brutalen Sex-Ritualen oder Opferungen. Was bleibt sind die Erinnerungen der schwer traumatisierten Opfer, die um Anerkennung und ein Stück Gerechtigkeit kämpfen.