Unsere Tagung ist nun beendet und wir möchten ihnen hier auf dieser Seite aktuelle links setzen wo sie Berichte über unsere Tagung finden werden.
Weiterhin können sie hier von Paula und Co., Malwida und uns ( Nicki und die Bärenbande ) einen Rückblick von unserer Tagung lesen.
Weitere Neuigkeiten finden sie unter Austausch/Tagungen. Bilder, Skulpturen von Betroffenen. Kreativ-Hefte wo Gedichte, Geschichten und Bilder von Betroffenen gesammelt wurden für die Tagung und dem Verein Lichtstrahlen Oldenburg e.V. zu Verfügung gestellt wurde, Infomappe mit Klinikadressen, Bücherlisten usw. wurde auch neu erstellt für die Tagung.
Hier der Link dazu:
Links:
http://geteilteansichten.wordpress.com/
„DIS-kurs“- ein Rückblick
Wir haben 1 ½ Jahre miteinander geplant und gearbeitet, um die Tagung „DIS-kurs“ auf die Beine stellen zu können. Wir haben uns alle 2 Monate an Wochenenden getroffen, viiiiel diskutiert, ausprobiert, abgewogen, entwickelt, einander hunderte E-Mails geschrieben, ebenso viele Seiten getippt und wieder verworfen.
Wir sind in den 1 ½ Jahren nicht nur zu einem Team zusammengewachsen, sondern auch freundschaftlich. Die Zeit war für uns Drei ein spannendes Abenteuer, herzerwärmend, erfrischend, lehrreich und anstrengend- eine Grenzerfahrung.
Am vergangenen Wochenende war es dann so weit: freitags trafen wir uns am Veranstaltungsort „PFL“ in Oldenburg. Im Gepäck hatten wir Texte, Gemälde, Skulpturen, gefühlte 500 Kekse, Blumenkübel, Namensschilder, diverse Outfit-Varianten, HelferInnen und jede Menge Nervosität.
Wir bauten an diesem Freitagabend in einem Affenzahn den Ausstellungsbereich auf, bereiteten den Vortragssaal vor, schnupperten PFL-Atmosphäre und fragten uns zeitweise, warum wir uns auf diese Veranstaltung überhaupt eingelassen hatten. So aufregend, so neu, so kompliziert für´s Innenleben- und soooo mutig.
Nach einer schlaflosen Nacht, mit Ringen unter den Augen und Pudding-Knien, kamen wir dann am Samstagmorgen am noch menschenleeren PFL an. Die restlichen Vorbereitungen wurden erledigt, alles bekam seinen passenden Platz und die HelferInnen wurden über ihre genauen Aufgaben informiert. Recht früh trudelten schon die ersten TeilnehmerInnen ein und spätestens zu diesem Zeitpunkt war wohl für uns alle klar: „Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Das ziehen wir jetzt durch!“
Um 10.00 Uhr waren wir mit Headsets und Rescue-Tropfen ausgestattet, die Stuhlreihen waren gefüllt und die letzte Chance, doch noch mal schnell die Toilette aufzusuchen, war verstrichen. Drei Treppenstufen hoch, durchatmen, einen Schluck trinken, einen ersten interessierten und freundlichen Blick ins Publikum werfen, lächeln- und sprechen. Gar nicht so leicht, in der ganzen Aufregung diese Reihenfolge zu beachten.
Als wir sahen, dass die Menschen im Saal aufmerksam und wohlwollend schauten und als wir wahrnahmen, dass die Atmosphäre sich respektvoll und achtsam anfühlte, ließ die Anspannung nach. Die Worte wurden flüssiger, das Lächeln fiel leichter, wir redeten uns warm und bekamen freundliche Reaktionen von den TeilnehmernInnen.
Diese annehmende, sensible Stimmung zog sich durch die gesamte Tagung. Nie hatten wir das Gefühl, angezweifelt oder belächelt zu werden. Und so konnten wir auch zu schwierigen Themen unsere Vorträge halten oder Fragen beantworten. Wir haben uns sowohl von den HelfernInnen, als auch von den TeilnehmernInnen gut unterstützt gefühlt. Wir waren nicht alleine.
Bereits in der ersten Diskussionsrunde, nach den Vorträgen zum Thema „Strafverfahren und Opferentschädigung“, meldeten sich Betroffene im Publikum und erzählten von ihren Erfahrungen, Problemen und Ängsten. Wir waren überrascht und bewegt, denn damit hatten wir nicht gerechnet. Gewünscht hatten wir uns natürlich schon, dass es eine rege Beteiligung des Publikums geben möge und ein Austausch möglich werden würde. Trotzdem waren wir baff und absolut begeistert über die vielen mutigen, persönlichen und offenen Wortbeiträge von Betroffenen und professionell oder privat Helfenden.
Wir erlebten ein „Wir“-Gefühl mit dem Publikum, trotz oder gerade wegen Unterschiedlichkeiten. Es war zu spüren, dass es auf dieser Tagung um ein „Vorwärts“ geht, um Möglichkeiten, Chancen, Ideen- und um Solidarität.
Nachdem sich bei uns die Nervosität gelegt hatte und es einfach „gut lief“, durfte auch Humor sein. Es gab so viele lustige Situationen, so viele schöne Anekdoten und diejenigen, die dort waren, werden vielleicht jetzt noch schmunzeln, wenn sie an den „inneren Philosophen bei Unos“ denken, an „Geheimniskrämereien, bei denen die Mikros ausgeschaltet werden mussten“, an „Frau Müller mit dem Plüschgorilla“, an „Frau Zucker im Helferwahn“ oder an „Frau Pfeffer mit dem Freud´schen Versprecher des Bird-Out-Syndroms“. Es war so schön, dass gelacht werden konnte und durfte!
Die Workshops waren locker und interessant. Es wurde in kleiner, entspannter Runde gemalt, geklebt und geklönt, in etwas größerer Runde diskutiert, überlegt und ein Boot mit Ideen bestückt und der Film „Ein Körper mit System“ regte zu wichtigen, informativen Gesprächen an.
In der Vorbereitungszeit zu dieser Tagung gab es innerhalb der Arbeitsgruppe immer wieder Unsicherheiten darüber, ob der Zeitplan klappen wird. „Brauchen wir wirklich nur eine Stunde für den Vortrag? Wie lange darf die Diskussionsrunde dauern?“ und so weiter, und so fort. Ständig fühlte sich der Zeitplan irgendwie „zu knapp bemessen“ an- aber glücklicherweise stellte sich diese Sorge als unbegründet heraus. Wir hatten auf der Tagung sogar noch Zeit übrig! Diese übriggebliebenen Minuten wurden dankbar als Pausen und Gelegenheiten, weiter ins Gespräch zu kommen, genutzt.
Als der Samstag so erfolgreich und ohne größere Unplanmäßigkeiten vorübergegangen war, waren wir Drei im Grunde bereits ab 19 Uhr bettreif. Aber an Schlaf war erst mal noch nicht zu denken. So viele innere und äußere Eindrücke, so viele Gefühle, so viel Erleichterung- wie gut, dass wir eine große Flasche Rescue-Tropfen zur Verfügung hatten, uns in ein gemütliches Wohnzimmer kuscheln konnten, die Stimme(n) nicht versagten und so ein abendlicher Klönschnack Wunder bewirken kann, was die Bereitschaft zur Nachtruhe angeht.
Der Sonntag begann und endete für uns Drei sehr emotional. Wir mussten „eben noch schnell“ testen, ob die vorbereitete Powerpoint-Präsentation auch wirklich auf einer XXXL-Leinwand wirkt- und zwar bevor die ersten TeilnehmerInnen eintrudelten.
Wir vermuten, dass der Erleichterungsjuchzer eines Arbeitsgruppenmitgliedes, als der Test einwandfrei verlief, auch durch die geschlossene Saaltür draußen zu hören gewesen war. Die ersten Tränchen zeigten sich also schon vor Beginn des Sonntagsprogrammes.
„Ausstieg“ war das zentrale Thema dieses Vormittages…. Ein Thema, das uns alle sehr bewegte und durcheinander rüttelte, bereits in der Vorbereitungszeit, aber auch noch mal besonders an diesem Tagungsmorgen.
Zum Schluss der Veranstaltung fehlten uns dann letztlich doch ein bisschen die Worte. Wir hatten die Powerpoint-Präsentation ein zweites Mal gezeigt, um einen anderen Blick darauf zu ermöglichen- und dann standen wir zur Verabschiedung auf der Bühne und schauten in ziemlich viele Tränenaugen. Berührt, bewegt, beeindruckt waren wir da, vom „Mitgehen“ des Publikums, von den eigenen Gefühlen, dem gelungenen Projekt und diesem persönlichen „Meilenstein“ für uns alle Drei.
Als die TeilnehmerInnen zum Schlussapplaus aufstanden, hätten wir uns am liebsten einfach hingesetzt und Rotz und Wasser geheult. Aber wie war das mit der passenden Reihenfolge?: Durchatmen, einen Schluck trinken, einen freundlichen Blick ins Publikum werfen, lächeln- und die drei Treppenstufen von der Bühne wieder runtergehen.
Vielen herzlichen Dank an alle TeilnehmerInnen des „DIS-kurs“! Ihr habt uns etwas sehr Wertvolles geschenkt!
Liebe Grüße von Paula und Co, Malwida und Nicki und der Bärenbande