Quelle: Weser Kurier, 24.06.2003

Die ARD packt ein heikles Thema an: Menschen, die für Satanskulte missbraucht werden, sind das Thema der Dokumentation „Höllenleben-Der Kampf der Opfer“, die heute um 23 Uhr ausgestrahlt wird. Die ARD hat die späte Sendezeit mit Bedacht gewählt: „Denn das ist kein Film für den normalen Dokumentations-Sendeplatz. Es gibt da Dinge, die ich etwa Kindern bestimmt nicht zugemutet sehen möchte“, sagt NDR-Kulturchef Thomas Schreiber.

Satanskult ist keineswegs so selten wie angenommen und auch kein Phänomen der vergangenen Jahre, meinte der im Film zu Wort kommende Beauftragte für Weltanschauungsfragen der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Ingolf Christiansen. Zu religiöser Verblendung kommen ihm zufolge häufig auch rüde ökonomische Interessen: „Oft tarnen sich so kinderpornografische Gewaltkartelle“.

Für die Opfer dürfte die Motivation ihrer Peiniger gleichgültig sein: Sie wurden misshandelt, sexuell missbraucht und, wie eine Frau gestand, zum Mord am eigenen Kind gezwungen. Die Ermittlungen der Behörden laufen den angaben zufolge eher schleppend. „Die Beamten waren lieb und nett“, sagte Autorin Liz Wieskerstrauch zur Frage, wie weit ihr bei den über anderthalb Jahren langen Recherchen von der Polizei geholfen worden sei. „Sie schließen auch die Akten nicht, aber immer sind andere aktuelle Kriminalfälle wichtiger“. Man bleibe auf die Auskünfte der Opfer angewiesen, die selten Namen nennen können. Überwiegend seien es Frauen. Nur ein Mann habe sich gemeldet. Bei Männern sein wahrscheinlich die Schamgrenze noch höher, und sie hätten noch mehr Schwierigkeiten, über ihre Erfahrungen zu reden.