Fachtagung DIS-kurs vom 02.02.13-03.02.13 in Oldenburg

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Workshopausarbeitung: „ Alle in einem Boot- geht das? Standpunkte, Fragen, Ideen“

Der Workshop war mit 26 TeilnehmerInnen vollständig belegt. Erfreulich war, dass Personen aus vielen Bereichen anwesend waren. ( Überlebende, Therapeuten/Innen, Ärzte/Innen, privat Helfende, BetreuerInnen, VertreterInnen aus Beratungsstellen etc.)

Vorbereitet waren 2 Metaplanwände, auf einer Wand war ein Ruderboot mit Paddeln aufgezeichnet, die andere Metaplanwand konnte für Stichwörter und dergleichen genutzt werden.

Kurze Begrüßung und kleiner Rückblick auf die Vorträge am Vormittag. „Alle in einem Boot-geht das?“ Etwas erschrocken mussten wir feststellen, dass viele der anwesenden Personen etwas anderes unter der Frage verstanden hatten,- nämlich alle in einem Boot- im System- geht das? Wir hatten bei der Ausarbeitung des Workshops allerdings, mit alle in einem Boot-geht das?- gemeint, Überlebende und alles was mit dem „Helfernetz zu tun hat,- auch Polizei etc. Für einen kurzen Augenblick hatten wir Sorge, dass unser Workshop nun nicht gelingen würde.

Gemeinsam mit den TeilnehmerInnen wurde es ein sehr guter Workshop, bei dem sich am Ende alle einig waren, dass:

Ohne- alle in einem Boot „Innen“(im System),  ein alle in einem Boot Außen (Helfernetz) sehr schwierig ist.

Es war ein sehr lebhafter Workshop, mit tollen Ideen und interessanten Diskussionen. Es hat uns sehr gefreut, dass so viele Betroffene so offen über persönliche Erfahrungen und Wünsche gesprochen haben. Das hat viele Diskussionen erst möglich gemacht. Vielen Dank dafür!

Da man auf dem Foto nur schlecht erkennt, was auf den Kärtchen geschrieben steht, haben wir das noch einmal hier aufgelistet. Auf einigen Kärtchen wird nach „Außen“ und „Innen“ Bezug genommen. Erklärung siehe oben ;-) Während des Workshops wurde am und um das Boot noch einiges ergänzt:

Segel- als Sinnbild für: etwas was uns vorantreibt, auch wenn wir mal keine Kraft mehr haben zum rudern. Auf den Kärtchen, die auf das Segel geheftet wurden, steht: Wissen, Information, je offener/transparenter desto „wahrer“, Öffentlichkeitsarbeit- Wissen, Infos. Und mit dem Vermerk Außen: Vertrauen, Geduld, Kommunikation, Selbstfürsorge, Auseinandersetzung über was ist jetzt…was war das…

Insel- als Sinnbild für: wir möchten auch irgendwo ankommen! Auf den Kärtchen steht geschrieben: Hafen. Zwischen der Insel und dem Boot wurde ein Kärtchen mit der Aufschrift: Die freie Entscheidung Helfer aus dem Boot zu entlassen, geheftet.

Wasser- als Sinnbild für: etwas was uns „trägt“, die Möglichkeit gibt, dass das Boot sich überhaupt in Bewegung setzen lässt. Auf dem Kärtchen unterhalb des Bootes steht geschrieben: „Offizielle“ Strukturen der individuellen Situation anpassen, nicht den Menschen in die Struktur pressen wollen, die nicht angemessen ist.

Anker- als Sinnbild für: wir brauchen auch mal eine „Pause“. Aufschrift auf dem Kärtchen: Wo? Wann? Wie lange?

Aufschriften der Kärtchen im Boot. Jeder Punkt stellt ein Kärtchen dar:

·         Durchsichtige Absprachen

·         Offenheit, keine Geheimnisse sowohl im Innen als auch im Außen

·         Wertschätzung, Kontinuität, Aus-Halten, Ehrlichkeit, Einlassen

·         Akzeptanz, sich einlassen, Vernetzung, Kommunikation, Für-Sorge

·         Innen und Außen: Respekt, Wertschätzung, Annahme, Ehrlichkeit, Kommunikation, Zeit, Klarheit, Struktur, Verlässlichkeit, Vertrauen, Individualität

·         Kommunikation, Ehrlichkeit in d. „Helfer-selbst-reflektion und Abwehrreaktion“, Wirksamkeit von Maßnahmen realistisch u. ehrlich betrachten, Information, Selbstbestimmung, Respekt, Verstehen immer wieder üben und versuchen, Sicherheit

·         Handwerkszeug

·         An-Erkennung, Mut

·         Gemeinsame Zielfindung, Miteinander/Augenhöhe, Transparenz, Kompass, kurze „Dienstwege“

·         Eine Akzeptanz und Toleranz-Miteinander, Menschlichkeit, Verständnis, Empathie, „Geduld“( zum Beispiel immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten), Vertrauen, weil ohne geht es nicht (in mich/uns/andere)

·         Vertrauen, Verlässlichkeit, der Wille zum Ausstieg, keine Gewalt mehr, Lust am Leben

·         Das Ziel/der Kurs sollte das/der gleiche sein! Alle das gleiche Tempo, keinen Allein, Jeder soll gleichermaßen ran.

·         „Richtlinienpapier z.B. Sammlung der gewünschten Veränderungen bzw. der defizitären Stellen, „Systematisierung“…

·         Mehr Ausbildung/Fortbildung für…

·         Sicherheit: In welche Richtung steuern wir? Was ist das Ziel? Platz für Alle u. Alles? Verbindung, Vernetzung und Austausch im Innen und Aussen

·         Zwischendurch darf jeder Pausen machen, nach Absprache. Der Kurs darf auch immer wieder korrigiert werden. Es ist erlaubt, sich auch für kurze Zeit abschleppen zu lassen.

·         Was wir „als Viele“ für die Helfer tun können: Ihnen eine Chance geben, sich auf Erfahrungen einlassen, Fehler sind erlaubt, „Verletzungen“ ansprechen

·         Netzwerk – öffentlich – privat/soziales (Lobby), – gemeinsam- Ressourcen bündeln

·         Aufeinander zugehen, zuhören, akzeptieren

·         Alle Menschen mit offenen Herzen…

·         Spaß und Freude,- Das Gefühl, dass es Sinn macht und sich lohnt sich anzustrengen

·         Die die sich unsicher fühlen (Kinder) müssen gesichert (Rettungswesten) und Helfer haben. Wir nehmen auf dem Notplatz auch immer gerne neue Schiffbrüchige auf.

·         Erfahrungen

·         Vernetzung, Sicherheit

·         Respekt und gegenseitige Offenheit

·         Eine stabile Crew, eine Vernetzung der HelferInnen, Akzeptanz, Grenzen: wahrnehmen, erkennen, benennen, akzeptieren, Ehrlichkeit

·         Entscheidung für ein (Zusammen-)Leben und gegen Täterkontakt, Tätergedankengut, Täterhandeln

·         Uns gegenseitig zuhören, uns gegenseitig glauben, Grenzen feststellen, Grenzen einhalten, Grenzen erweitern

·         Umwege sollten mit allen besprochen werden, entstehen „Löcher“ stopfen ALLE mit

·         Klare Absprachen

·         Menschen die sich für die Realität anderer Menschen interessieren

·         Ernst genommen werden

·         Für jeden muss eine Tätigkeit (eigene Fähigkeit) auf dem Boot sein…, für jeden muss Arbeit sein (Ablenkung)

Auf der zweiten Metaplanwand wurde im Laufe des Workshops folgender Satz geschrieben: „Instabilität ist kein Zustand, bei dem man aufhören muss!“

An dieser Stelle danken wir allen TeilnehmerInnen für die tolle Zusammenarbeit im Workshop. Es hat uns riesig Spaß gemacht!

Viele Grüße von malwidas